Was machst du eigentlich?

"Was ist Ergotherapie?"
Diese Frage wird mir relativ oft gestellt, weil viele meiner Klienten das erste Mal überhaupt mit meiner Berufsgruppe in Kontakt sind. Physiotherapie ist vielen ein Begriff, aber mit der Definition von Ergotherapie haben durchaus auch Ärzte und sogar wir Ergos selbst ein Problem.

Das große Thema: Wir machen so viel und werden so umfangreich eingesetzt, dass es sich nicht so einfach erklären lässt. Deshalb: Alles was ich hier (be-)schreibe ist mein Fachbereich die Orthopädie, jemand der mit Kindern oder in der Psychiatrie arbeitet würde sich ganz anders definieren.

Mittlerweile habe ich mir einen Standardsatz zurechtgelegt:
"In der Ergotherapie behandeln wir hauptsächlich die obere Extremität, das heißt alles mit Schulter, Ellbogen Hand. Zusätzlich sind wir die Spezialisten für den Alltag. Das heißt, wir schauen uns an, was im Alltag gut und weniger gut geht und versuchen da anzusetzen."
Ich bin nicht 100% zufrieden mit dieser Formulierung und werde sie vermutlich noch oft abändern.

Schön und gut, aber was mache ich dann in den Einheiten?

Wie oben erwähnt, arbeite ich hauptsächlich mit Leuten, die im Bereich der oberen Extremität irgendwelche Problematiken haben. Das können Arthrosen, Brüche oder vieles andere sein. Im Grunde alles was die Schulter, Arme oder Hände betrifft.

Als erstes schaue mir dann an, was die Leute funktionell können, also ihr Bewegungsausmaß, ihre Geschicklichkeit, Kraft und Sensibilität.

Danach gehe ich spezieller auf den Alltag ein.
  • Wo bemerkt man eventuell Schwierigkeiten und Einschränkungen im Alltag? 
  • Wie funktioniert Anziehen, Duschen, Waschen, Arbeiten, Kinder und Haustiere versorgen, ...?
  • Welche Strategien haben die Leute um eventuelle Schwierigkeiten auszugleichen? 
  • Welche Hobbys gibt es? Gibt es überhaupt Hobbys oder Dinge, die man gerne macht?
  • Wie sieht die Wohnsituation aus? 
  • Welche Ressourcen gibt es? (Angehörige, Freunde, Nachbarn, finanzielle Mittel, ...)
Und danach muss ein Ziel definiert werden. Ohne Ziel keine sinnvolle Therapie, ganz einfach. Ihr mögt es nicht glauben, aber eine Zieldefinition ist für sehr viele Leute sehr schwierig, deshalb setze ich sie oft an das Ende der ersten Einheit, denn da wird vielen klar, was im Alltag gut und weniger gut funktioniert.
"Ich möchte wieder Radfahren können!"
"Ich möchte schmerzfrei mein Enkelkind halten können!"
"Ich möchte wieder arbeiten gehen!"
Ich rede viel mit meinen Leuten, erkläre viel, weil ich das selbst bei mir auch so mag. Deshalb bespreche ich auch immer, was wir in den Einheiten so machen werden, warum und lasse die Leute auch selbst entscheiden, wenn sie Dinge nicht wollen oder zum Beispiel noch mehr/anderes wollen.

Danach versuche ich möglichst alltägliche Dinge in die Therapie einzubinden, damit die Leute auch zuhause wissen, mit welchen einfachen Materialien sie üben können. Wasserflaschen zur Kräftigung, Münzen, Wolle, Zahnstocher usw. für die Feinmotorik und auch alltägliche Arbeiten zum Üben (Wäsche aufhängen, zusammenlegen usw). Aber auch Gelenkschutz und Arbeits(platz)beratung darf nicht zu kurz kommen. Viele Probleme kommen ja auch irgendwo her. Darauf werde ich aber noch ein anderes Mal eingehen.

Welche wäre eure Alltagstätigkeit auf die ihr niemals verzichten wollen würdet? 

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