Carpaltunnelsyndrom

Gefühlt kennt nahezu jeder jemanden, der an einem Carpaltunnelsyndrom leidet und auch in der Therapie sind das für mich sehr viele Patienten, die mit dieser Diagnose auftauchen und wirklich massive Probleme haben.
Was mir wichtig ist: Das ist eine vereinfachte Version, ich bin kein Mediziner sondern Therapeutin und kann daher nur aus der therapeutischen Richtung berichten.
Was ist der Carpaltunnel?

Wie der Name schon sagt: ein enger Tunnel im Handgelenksbereich. Er besteht aus den Carpalen (Handwurzelknochen) und wird von einem festen Band bedeckt. Dieses Band hat so Konsistenz Spanngurt, kann also nicht gedehnt werden.
Im Carpaltunnel verlaufen die Beugesehnen der Finger und der Medianus Nerv. Dieser Nerv ist für die ersten drei Finger zuständig (Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger) und für die Hälfte des Ringfingers.

Was ist das Carpaltunnelsyndrom und woher kommt es?

Ganz einfach: Meist eine Überlastungserscheinung der Hand und genau das ist vielen nicht klar. Im Grunde ist es eine Sehnenscheidenentzündung durch wiederholte Tätigkeiten mit den Händen.
Durch Überlastung entstehen Entzündungen, diese verursachen Ablagerungen an den Sehnen und im Tunnel selbst. Durch das Band oben drüber können diese Ablagerungen aber nur sehr schwer weg und der Tunnel wird enger. Dadurch wird der Nerv immer weiter komprimiert.

Man darf sich den Nerv wie einen Gartenschlauch vorstellen: Normalerweise fließt Wasser locker lässig durch, stellt man sich, wenn auch nur leicht, auf den Schlauch, fließt das Wasser zwar noch, aber deutlich langsamer. Genauso läuft das mit dem Nerv: Wird er gedrückt, kann er die Reize, die er leiten soll langsamer oder gar nicht mehr leiten und das löst die Symptome aus.

Und hier kommt die Ergo in mir zum Vorschein:
Wenn man darunter leidet, kann man es relativ leicht beheben (weiter unten mehr dazu), ABER es gibt eine Ursache für das Ganze: den Alltag. Es bringt keine Therapie der Welt etwas, wenn die Ursache des Ganzen nicht klar ist. Warum? Weil es immer wieder kommen wird, solange man die Belastung nicht verändert.

Mit welchen Symptomen muss man rechnen?

Hauptsächlich schlafen die genannten Finger ein, in weiterer Folge verringert sich dann oft auch sichtlich die Daumenballenmuskulatur. Das sieht dann richtig eingefallen aus und man hat dadurch natürlich auch einen Kraftverlust in der gesamten Hand. Außerdem haben die meisten Leute durch den Sensibilitätsverlust auch Probleme mit der Feinmotorik/Geschicklichkeit und durch das Einschlafen der Finger auch gerne mal Probleme beim Schlafen, weil das einfach richtig unangenehm ist.

Wie wird das Ganze behandelt?

Die meisten Leute werden früher oder später operiert. Hierbei wird meines Wissens nach das Band durchtrennt, der Tunnel von den Ablagerungen befreit und dann alles für ein paar Tage ruhiggestellt.
Danach ist Handtherapie (also Ergotherapie) wichtig, um die Funktion wieder herzustellen, da man ja meistens schon über eine längere Zeit die Hand nicht mehr normal einsetzen konnte.

Und in der Ergotherapie?

Wenn jemand operiert wurde, wird vorrangig mal die Narbe und das umliegende Gewebe behandelt.
Zusätzlich schaue ich mir meist gemeinsam mit den Patienten ihren Alltag an, um herauszufinden, wo das Ganze seinen Ursprung hat und wir versuchen dann das soweit zu verändern, das die Probleme hoffentlich nicht mehr auftreten werden.
Dann gibt's noch ganz viele Kräftigungsübungen für die Hand und je nach Hauptprobleme gezieltes Training. Zusätzlich oft noch eine individuelle Schienenversorgung für die Nacht, die bekommen meistens die nicht operierten Patienten, um das ganze, wie sagt man so schön, "konservativ auszuheilen" Die Krankenkassen lieben diesen Satz!

Und nun zur Übung - Sehnengleiten. Durch das langsame und sanfte Faust machen, können die Sehnen schön durch den Carpaltunnel gleiten.


1. Finger locker gestreckt halten, Handgelenk ebenfalls gerade
2. Nur die Mittel- und Endgelenke beugen (kleine Faust, Hakengriff), Handgelenk nich immer gerade
3. Eine komplette Faust machen, aber nicht fest zusammendrücken. Stellt euch vor, ihr müsst Watte zusammendrücken und das nur ganz leicht
4. Dann wieder zurück in die kleine Faust
5. Finger ganz strecken

Die Übung 10x wiederholen, es soll nicht weh tun, darf aber im Unterarm etwas anstrengend sein.


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